Vom Lungau lesen,

kann ich jetzt nur noch. Sind wir doch wieder in Miami angekommen. Für alle, die sich für den Lungau interessieren, habe ich folgende Büchertips zusammengetragen:

Los geht’s mit einem Lungaukrimi. Ja, ich gebe es zu, ich bin eine Krimimimmi. Ob Fernsehen oder Lesen, ich konsumiere im Unterhaltungsbereich kaum etwas anderes. Wenn sich auch manchmal die Frage an mich heranschleicht, weshalb ich lieber über Tod und menschliche Abgründe lese, als über große Gefühle, Liebe und glückliche Menschen. Aber vielleicht macht das Leben da gar keinen Unterschied, nur wir Menschen urteilen.

Aber jetzt zu Max Obans „Der Tod zieht durchs Dorf“. Der Regionalkrimi an sich ist ja oft eher von mittlerer Güte und trotzdem lese ich gerade solche aus dem süddeutschen oder österreichischen Raum ganz gerne. Viele Autoren verraten Details über Land und Leute, die ich noch nicht kannte und auch ich kenne die kindliche Freude am Wiedererkennen so mancher Örtlichkeit.

Max Oban jedenfalls verfügt über eine solide Schreibe und so hat mich der „Lungaukrimi“ sowohl gut unterhalten, als auch mir „die Lungauer“, die ja eigentlich noch Neuland sind für mich, ein bisschen näher gebracht.

BDerTodziehtdurchsTal

„Der Klang des Regenbogens“ ist aus den Schreibwerkstätten Annemarie Indingers entstanden. Die Werke, kleine Episoden aus den Alltag, Geschichten aus der Vergangenheit, aber auch Gedichte, haben mich sehr gerührt. Die Autorinnen, die großenteils meiner Eltern bzw. Großelterngeneration entstammen, erzählen vom oft harten und entbehrungsreichen Leben im bäuerlichen Lungau. Der eigenen Wahrnehmung Raum zu geben, Gefühle in Worte zu fassen, seine Zeit zu verplempern mit etwas so selbstzentriertem und nutzlosem wie Schreiben, das wurde diesen Frauen nicht in die Wiege gelegt. Aber dennoch hat sie ihr Lebensweg an einen Punkt gebracht, an dem sie genau das tun. Sie geben sich selbst Raum, nehmen sich ernst und fügen durch ihre Worte dem Äußeren ein Inneres hinzu. Manches Melancholische wird geschildert, aber nie Bitteres. Auf vieles wird mit lächelnden Augen zurückgeschaut. Ein Buch, das mich tief bewegt hat.

BFarbedesRegenbogens

Anton und Josefine Heitzmann sind wohl die unangefochtenen Experten, wenn es um die Sagen und Geschichten geht, die einem im Lungau auf Schritt und Tritt begegnen. Kaum ein Wochenende, an dem ein Ausflug nicht damit beginnt oder endet, dass diese wunderbare Sammlung zu Rate gezogen wird. Wer dann auf dem Weg das Marterl entdeckt, an dem sich diese oder jene seltsame Geschichte zugetragen haben soll, der freut sich, wie ein Schneekönig. Allerdings lese ich mittlerweile immer schon mal vor, weil manches an den Lungauer Sagen für die Buben doch noch gar zu grausig ist.

BLungauer Sagenschatz

Alle drei Bücher sind im Wolfgang Pfeifenberger Verlag erschienen. Bei mir rangieren ja beim Stichwort „Lieblingsorte“ Buchläden ganz oben. So ist auch der gleichnamige Buchladen in Tamsweg gerne mal eine kleine Alltagsflucht für mich. Die Wolfgang Pfeifenberger Buchhandlung, die in einem wunderbaren historischen Gewölbe beheimatet ist, ist klein, aber sehr gut sortiert (nur der Kinderbereich enttäuscht ein bisschen) und ich schätze den engagierten Kulturbetrieb.

Im „Pflanzenreich“ von Rosalie Hötzer wird von den kleinen Gartenparadiesen im Lungau berichtet. Neben dem Blick in zahlreiche Privatgärten werden kleine Lieblingsrezepte zur Verarbeitung der geernteten Schätze geteilt. Ich bin ja nicht so ein Gärtner vor dem Herrn, trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Zum einen hat es mich gelehrt, dass im Lungau die Tomaten im Oktober auf der Fensterbank reif werden, zum anderen war es interessant zu lesen, wie die Gärtner ihren Garten erleben, wie sie die Balance gestalten zwischen einem Ort der Ruhe und Entspannung und dem Arbeitspensum, das ein Garten nun mal mit sich bringt. Klar ist, Lungauer Gärten sind Selbstversorger-Gärten und die Besitzer ziehen viel Befriedigung daraus, die eigene Ernte genießen zu können. Damit liegen sie ja auch voll im Trend. BPflanzenreich

Aus dem Betrieb des Mesnerhauses ist dieses kleine Kochbuch von Haubenkoch Josef Steffner entstanden. So manche Lungauer Kochtradition wird hier modern interpretiert und auch auf Normalsterblichenniveau transformiert. Man kann sich also auch daranwagen, wenn zwischen den eigenen Kochkünste und denen Josef Steffners Welten liegen….aber a bisserl was können, sollte man schon. Eine nette Sammlung an Gerichten, die schön präsentiert sind. So kann man sich dem Lungau auch kulinarisch nähern. BSoschmecktderLungau

Die Kinder aus Bullerbü

„Jetzt kommt die wieder mit ihren ollen Kammellen“, wird manch einer sagen, wenn wir hier – nicht nur, aber doch unermüdlich- Kinderbücher empfehlen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Und was antworte ich darauf? „Qualität besteht nun mal über allen Zeitgeist hinweg“ Es stimmt schon. Das Leben meiner Kinder hat auf den ersten Blick nicht viel zu tun mit dem Leben von 7 Kindern, die vor mehr als einem halben Jahrhundert in Schweden auf drei Höfen aufwachsen. Aber die grundsätzlichen menschlichen Regungen bleiben immer gleich und deshalb werden gute Geschichten auch überleben. Die Geschichten und Figuren von Astrid Lindgren sind von solch tiefem Humanismus geprägt, dass sie die Kinderseele nähren und meine auch. Auf ewig.

Was mich an den Kindern aus Bullerbü vor allem begeistert, ist die unglaubliche Fülle an Kinderspielen, die da gespielt werden. Die halbe Spielzeugindustrie rankt sich um „pretend to be play“. Aber, oh Wunder, bei den Kindern aus Bullerbü werden tagaus, tagein ohne viel Plastikzubehör Spiele erfunden. Das war so eindrucksvoll, dass ich auf ein „mir ist langweilig“ mittlerweile manchmal sage, „dann denk an die Kinder aus Bullerbü und denk Dir ein Spiel aus“. Was tatsächlich oft funktioniert. Das Buch macht mir wieder bewusst, dass wir Eltern darauf schauen müssen, dass da genug Raum und Zeit zum Spielen ist. Abgesehen davon, dass ich es liebe, wenn ich meine Kinder beim Spielen belauschen kann.

Meine Lieblingssätze aus „Die Kinder aus Bullerbü“:

„Ich habe keine Schwester. Das ist schade. Jungen sind so anstrengend“

„Weißt du, was ich glaube?“ sagte Inga. „ich glaube, das, was in der Zeitung gestanden hat, war gelogen. Denn es ist doch ganz egal, wie man mit kleinen Kindern redet. Ob man mild und freundlich mit ihnen spricht oder ob man sie anschreit, sie tun doch immer was sie wollen“.

„Aber es ist zwecklos zu jammern, wenn man müde wird, denn dann sagt Papa, wer jammert darf nicht mit, um Krebse zu fangen und im Wald zu schlafen.“

„Ich jedenfalls werde Ole heiraten. Es ist nur schade, dass er so wenig Haar hat. Aber vielleicht wächst es noch, bis er groß ist.“

Jetzt höre ich auf, sonst schreibe ich noch das Buch ab.

Die Kinder aus Bullerbü