Die 5-Jahres-Frage

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Die Bloggerwelt ist groß und es gibt wirklich viele, die wunderbar inspirierend für andere sind. Aber man kann vor dem Computer, genau wie vor dem Fernseher, viel Zeit damit verbringen, das Leben anderer Menschen zu bestaunen. „Worst case“ fängt man dann auch noch an, sein eigenes mit diesen anderen Leben da draußen zu vergleichen. Dies vorangestellt, gibt es aber für mich eine Hand voll Blogs, die ich regelmäßig besuche, weil sie mir echte Freude machen.

Neben den schon öfter erwähnten Naturkindern schau ich auch bei Uta’s Wer-ist-eigentlich-dran-mit-Katzenklo regelmäßig vorbei. Uta ist Journalistin und Elterntrainerin und lässt uns regelmäßig an Ihren Erkenntnissen und Ihrem Erfahrungsschatz zum Thema Familienglück teilhaben. Durchdrungen von Ihrem Wissen und einem herzerwärmenden Humanismus zeigt Uta ohne erhobenen Zeigefinger Wege auf, wie Erziehung und Familie mit Hinwendung und Gelassenheit gelingen kann. Außerdem mag ich Ihren Schreibstil. Ich kann Euch also einen Besuch bei Ihr nur empfehlen.

Uta hat nun mit Ihrem letzten Post mir eine Übung wieder ins Gedächtnis gerufen, die ich ab und an mache, um ein Gefühl zu entwickeln, was mir wirklich wichtig ist. Uta berichtet von ein paar bangen Wochen des Wartens auf eine Krebsvorsorgediagnose und wie Ihr die folgende Erleichterung auch wieder mehr Gelassenheit hinsichtlich der Alltagsärgernisse verschafft hat.

Einer Art persönlichem Aberglauben folgend, denke ich nun, wenn man regelmäßig von allein darauf schaut, wo die eigenen Prioritäten liegen und ob sie da auch liegen sollen, dann kann sich das Leben den gelegentlichen Schuss vor den Bug sparen.

Als Prüfungsinstrument hat sich für mich die 5-Jahres-Frage als hilfreich herausgestellt:

Was wäre, wenn ich in 5 Jahren sterben würde?

5 Jahre sind ein guter Zeitraum. Kurz genug, als dass man die Brisanz der Endlichkeit spürt (will man denn an eine solche glauben), aber so lang, dass nur diejenigen „Aussteigen und die Welt umsegeln“, denen das auch wirklich ins Herz gelegt ist.

Die letzten 5 Jahre Deines Lebens…willst Du Sie mit diesem Mann/dieser Frau verleben? In diesem Job arbeiten oder ausharren? Was musst Du bereinigen? Mit welchen Menschen willst Du Dich dann nicht mehr umgeben? An welchem Ort willst Du leben?

Klar, das ist die große Baustelle. Es geht aber auch kleiner. Wenn Dir einer dumm kommt und Du hast nur noch fünf Jahre, gehst Du dann lächelnd weiter oder setzt Du dem ein Ende? Was gönnst Du Dir noch in Deinen letzten 5 Jahren. Oder kannst du endlich anfangen, jede normale Minute zu genießen und musst Dir darum gar nichts mehr gönnen?

Wenn Du noch 5 Weihnachten hast, wie sollen diese 5 Weihnachten sein?

Ich habe kleine Kinder. Beide glauben noch an das Christkind (ohne jeden Zweifel, herrlich oder??). Bei uns gibt es richtiges Kaffeewerbungs-Weihnachten, also Baum und Kerzen und leuchtende Kinderaugen, Schnee draußen (im Lungau darf darauf wenigstens hoffen), Kaminfeuer, Plätzchen, Weihnachtslieder ……und ich liebe das….und ich hoffe, dass ich mich nicht von den Werbebildern in unseren Köpfen erschlagen lasse. Wir sind 2 Wochen lang bis unters Dach voll mit Gästen und auch das liebe ich…..aber ich nehme mir auch fest vor, mir eine Stunde am Tag für mich allein zu gönnen (liebe Gagela, das kann ich Dir auch nur raten), Zeit nur mit meinem Kleinsten zu verbringen, der regelmäßig, wenn er mit seiner Cousine unter einem Dach lebt, vor Eifersucht Galle speit. Wenn ich nur noch 5 Jahre habe, dann weiß ich, dass ich nicht mehr anfange, Weihnachtskarten zu schreiben, obwohl ich mich immer so freue, welche zu bekommen. Dann werde ich keine 10 Sorten Plätzchen backen, sondern 2. Dann packe ich hingebungsvoll Geschenke ein, weil mir das Freude macht. Dann höre ich amerikanische Weihnachtshits, auch wenn’s kitschig ist. Weil all das mein Herz zum Singen bringt….

Wenn mein Herz nicht mehr singt, dann stell ich mir wieder die 5-Jahres-Frage. IMG_5561