Bei uns wird gestorben…jeden Tag mehrmals:
Leo: Matteo, ich schiesse Dich!
Matteo fällt um
Ich: Matteo, komm schnell, Deinen Hustensaft nehmen!
Matteo: Nein Mama, ich tot!
Real sind die Kinder mit dem Tod noch kaum in Berührung gekommen. Sterben Freunde oder Angehörige muss man sich zusammen mit den Kindern natürlich mit dem Tod auseinandersetzten. Aber schon morgen kann man einen toten Vogel finden und sieht sich vielleicht mit Fragen konfrontiert, auf die man erst mal gar keine rechte Antwort hat.
Wieso muss man sterben?
Was passiert da?
Was kommt dann?
Und was glaubst Du?
Aber wann haben wir schon Zeit darüber nachzudenken? Wann haben wir den Mut?
Ich glaube, wenn man Kinder hat, dann muss man sich die Zeit nehmen, sich zu überlegen: Welche Ansichten, Ängste und Erlebnisse habe ich über und mit dem Tod? Was passiert, wenn mir etwas zustößt? Sind die Kinder dann gut versorgt? Wem will ich sie anvertrauen (neben dem anderen Elternteil)? Meine persönlichen Antworten auf einige Fragen in diesem Zusammenhang wird es in ein paar Tagen geben.
Im Umgang mit Kindern ist sicher wichtig, dem Kind bei diesem Thema genügend Raum zu geben. Es kann ein Kind völlig überfordern, Antworten auf eine Frage zu bekommen, die es gar nicht gestellt hat. Ähnlich wie beim Thema Sexualität sollte der Umgang vorsichtig tastend sein. Stellt das Kind eine Frage, kann man erst einmal fragen : „Wie denkst Du Dir das denn?“ Man erkennt dann, wo das Kind steht. Es ist vielleicht völlig zufrieden mit: „Ach so denkst Du Dir das. Das könnte sein.“
Das soll natürlich keine Methode sein, um sich aus der Affäre zu ziehen. Man merkt aber, wenn das Kind wirklich eine Antwort auf eine Frage will und sollte dann auch Stellung beziehen. Es gilt dann eben eine Antwort auf diese Frage zu finden (und nicht endlich, die lange vorbereitete Sonntagsrede zu dem Thema vom Stapel zu lassen).
Es ist nunmal ein sehr persönliches Thema und deshalb ist es auch nicht angezeigt, die eigene Wahrheit als die allein selig machende zu verkaufen. Die Kinder können schon erkennen, dass man dazu verschiedener Meinung sein kann (auch innerhalb einer Familie). Sind sie größer kann man sich ja auch kulturelle Unterschiede in der Beantwortung der Frage anschauen.
Kinder möchten Persönlichkeit und Authentizität präsentiert bekommen, weil sie sich dann sicher fühlen. Wessen persönliche Antwort nunmal ist: „Ich weiß es nicht“. Für den ist es besser diese erst mal voranzustellen, bevor man überlegt, was es für andere Meinungen zum Tod es noch geben könnte.
Auch mildernde Beschreibungen wie „entschlafen“ o.ä. sollte man sich verkneifen. Jedenfalls wenn man Wert darauf legt, dass das Kind auch weiterhin Abends einschläft. Es gilt sich einer klaren, einfachen Sprache zu bedienen. Das kann man nur, wenn man wirklich weiß, was man sagen will. Sonst fängt man an aus Hilflosigkeit um den heißen Brei herum zu reden.
Für Kinder unter 3 ist der Tod nicht real und in seiner Endgültigkeit auch nicht erfassbar. Ab 3 beginnen Kinder den Tod zu erforschen, Fragen zu stellen. Allerdings halten sie den Tod immer noch für einen vorübergehenden Zustand (naja wie viele Menschen;-)). Erst mit ca. 10 Jahren können Kinder die Unausweichlichkeit des Todes, die damit einhergehende Trennung voll erkennen.
Ich habe zu diesem Thema das Buch von Daniela Tausch-Flammer und Lis Bickel mit dem Titel „Wenn Kinder nach dem Sterben fragen“ gelesen. Besonders empfehlen kann ich das Buch auch, wenn man sich zusammen mit den Kindern mit dem Tod eines Angehörigen auseinandersetzen muss, weil es auch einen sehr guten Praxisteil enthält.
Aus dem Buch entstammen auch folgende Fragen, die einem helfen, sich einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Meine Antworten gibt es in ein paar Tagen und ich hoffe, ich kann den einen oder die andere motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es lebt sich dann oft auch leichter. Jedenfalls spricht man leichter mit den Kindern darüber, wenn man sich einmal selbst damit auseinandergesetzt hat.
1. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Sterben und dem Tod schon gemacht? Wann war die erste Erfahrung und wie war sie?
2. Haben Sie schon einmal über ihren eigenen möglichen Tod nachgedacht? Welche Einstellung haben Sie zu Ihrem eigenen Tod? (Haben sie Angst oder Sehnsucht, oder versuchen Sie möglichst nicht daran zu denken?)
3. Wie möchten Sie alt werden? Und: Wie alt möchten Sie werden?
4. Wenn Sie wählen könnten, würden Sie sich einen plötzlichen Tod oder ein längeres Sterben wünschen?
5. Wenn Sie eine tödliche Krankheit haben, möchte Sie, dass es Ihnen jemand sagt?
6. Was würden Sie tun, wenn Ihnen mitgeteilt wird, dass Sie nur noch einige Wochen oder Monate zu leben haben?
7. Was wünschen Sie sich für Ihr eigenes Sterben? Möchten Sie dabei allein sein oder von einem Menschen begleitet? Wo möchten Sie sterben?
8. Haben Sie sich schon Vorstellungen über Ihre Beerdigung gemacht? Welche Wünsche haben Sie hierfür? Haben Sie ein Testament gemacht.
9. Beeinflusst Ihr Glaube/Nichtglaube Ihre Gefühle zum Tod?