während Matteo mit fast 2 Jahren kaum ein Wort spricht und noch jede neue Errungenschaft auf diesem Gebiet bejubelt wird, redet Leo andauernd. Er ist zwar leider ein Morgenmuffel. Das heißt aber nicht, dass er in der Früh still ist. Er meckert und jammert vor sich hin und treibt damit andere Morgenmuffel (äh…also nur mich) in den Wahnsinn. Hat er die Phase dann überwunden…redet er…bis ihm die Augen zufallen. Er hat einen super Wortschatz. Grammatikalisch alles da…Hauptsatz, Nebensatz, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt. Er liebt Konjunktivsätze. Er denkt sich Geschichten aus…ganz wunderbar.
Den ganzen Tag wird bei uns über „wie geht das, wenn……“ reflektiert. „Wie geht das, wenn noch (zu den Gästen, die wir ohnehin eingeladen haben) Gäste kommen und wir dann keine Stühle mehr haben?““Wie geht das, wenn zuhause jemand an der Tür klingelt, während wir in Miami sind?“ „Wie geht das, wenn unter dem Auto ein Jäger sitzt und der in das Auto schießt und das Auto dann hoch in die Luft fliegt und auf einer Palme landet?“ Leo plant eben, will auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Mein Sohn halt………Ganz ehrlich, ich höre mich ja auch ganz gerne reden. Der Rechtsanwalt bei dem das nicht so ist, muss erst noch geboren werden.
Leider sehe ich mich aus einem Höflichkeitszwang heraus, den ich kaum abstellen kann, gezwungen, ihm auch immer zu antworten. Nicht dass Leo einen ohne Antwort davon kommen liesse. Eine Freundin, die einmal einen Tag mit uns verbrachte, sagte danach: „Wie viel Du mit dem Kind redest. Ich hab immer nur „hmmmm“ gesagt.“
Während ich die Leo-Kommentarfunktion („Das hab ich dann so gemacht und dann hab ich das so gemacht…“) ganz gut ertrage, fängt sein ewiger Imperativ: „Du sollst Dich mit mir unterhalten!“ -bevorzugt, wenn ich mich gerade mit jemand anderem unterhalte- mich dann schon an zu nerven.
Auch die Leo-Repeatfunktion bringt mich manchmal ganz ohne Jäger auf die Palme.
Leo: “ Mama ich habe Durst.“
Ich (während ich zum Kühlschrank gehe und ihm was hole): „Ja, ich gebe Dir was.“
Leo: „Mama ich habe Durst.“
Ich: „Ja Leo, ich gebe Dir doch gerade was!“
Leo:“Mama ich habe Durst.“
Einatmen, Ausatmen alles andere geht vorbei….
Auch ist er nicht bereit seinen Redefluss in Situationen, die Ruhe erfordern (sein Bruder soll einschlafen) oder ein gewisses Mass an Konzentration meinerseits ( ich entfernen eine Zecke vom Hoden seines sich windenden Bruders), zu stoppen.
Regelrecht aggressiv macht es mich allerdings, wenn er sich in Situationen, in denen ich ihn auf Grund der Umgebungsgeräusche schlecht hören kann, permanent mit mir unterhält und dann einen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn ich nicht antworte. Zu allem Überfluss redet er nämlich auch noch eher leise und ich hasse es, wenn ich mich im Auto als zwanghafter Antworter alle zwei Minuten zu ihm umdrehen müsste, um zu fragen: „Leo, was hast Du gesagt?“ Eine Frage, die spätestens, wenn ich sie zum zweiten Mal stelle, auch bei ihm Aggressionen schürt. Wir fahren auf Grund dieser unüberwindbaren Hindernisse kaum mehr Auto. Leider besteht das Problem auch beim Fahren mit dem Kinderwagen, oder dem Fahrrad, oder sogar beim Schaukeln.
Wir bleiben deshalb mittlerweile meistens zuhause, wo ich mich der Sturmflut seiner Worte ohne Unterbrechung aussetzen kann. Ich könnte mir ja ein Hörgerät kaufen, damit ich kein einziges Wort verpasse und wieder Autofahren kann. Oder wir zweckentfremden die Zahnputzsanduhr und üben täglich Schweigen (die von mir favorisierte Lösung; ich berichte dann, ob das was bringt).
Hoffentlich redet Matteo bald, dann muss der sich dann den ganzen Tag mit Ihm unterhalten ;-).