Blühende Hoffnung

Schon heute morgen, als wir die Geschichte in unserem literarischen Adventskalender gelesen haben, ist uns die heilige Barbara zum ersten Mal begegnet.

In der Geschichte Barbaras starke Blüten von Barbara Veit verschafft der Großvater seiner Enkelin Barbara zu Ehren ihres Namenstages einen schulfreien Tag und erzählt ihr von der heiligen Barbara, die bis in den Tod mutig und tapfer an ihrem Glauben festhielt, obwohl ihr eigener Vater sie verraten hatte. Die Geschichte vermittelt neben der Geschichte der heiligen Barbara auch ein Bewusstsein für die Bedeutung von Namen und gibt Anstoss sich mit dem eigenen Namenstag zu beschäftigen und ihn zu feiern.

Auch die Gedichte von James Krüss „Am Tage von Sankt Barbara“ und „Geh in den Garten am Barbaratag“ von Josef Guggenmos sind Schätze, die wir heute noch heben.

Wir schneiden heute Barbarazweige von einem Kirschbaum und mit ein bisschen Glück blühen sie dann an Weihnachten. Vielleicht kann ein blühender Barbarazweig dann für jemanden ein besonderes Geschenk sein? Also unsere Zweige wohl nicht, weil sie jede Stunde auf das genaueste inspiziert werden, ob sich das erwartete Wunder des Lebens  nicht gefälligst einstellen will („diese Weihnachtswarterei macht mich so zornig, Mama“).

Wenn ich an die heilige Barbara denke, dann stelle ich fest, dass mir derartiges Leben und Sterben für eine Sache mehr als fremd ist. Ich frage mich, fehlt es mir an Leidenschaft oder an Mut (oder an beidem) oder sind wir heute einfach zu bequem, um für wichtige Dinge einzustehen. Hat man dann Kinder, wird man eher noch vorsichtiger und auch kraftloser. Man hat die Kämpfe ja schon zu Hause, braucht man sie nicht auch noch auf der Strasse. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Anwältin aus der Kanzlei in Kapstadt, in der ich eine zeitlang gearbeitet habe. Sie erzählte von ihrem Vater, der auf die Anklagen seiner Kinder, warum er sich nicht deutlicher gegen die Apartheid ausgesprochen habe, antwortete, weil er seine Frau und seine vier Kinder nicht im Stich lassen wollte, um ins Gefängnis zu gehen.

„Revoluzzer sind die Menschen ohne Kinder“, denke ich mir, auf der Suche nach etwas Gnade mir selbst gegenüber. Aber wenn ich möchte, dass meine Kinder für etwas einstehen, sich engagieren, für etwas kämpfen, dann werde ich das auch vorleben müssen.

Daran erinnern mich meine Barbarablüten.

 

 

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