Bookplates

IMG_7657

In der Flow haben wir über 100 Vorschläge für Kreativprojekte an 365 Tagen im neuen Jahr durchgelesen. Abgesehen davon, dass meine Kinder lieber alles mal ausprobieren, als sich 365 mal mit „derselben“ Sache zu beschäftigen, habe ich ein bisschen das „commitment“ gescheut. Es gibt schon so viele Sachen, die ich jeden Tag tun „muss“, noch eine -mag sie noch so gewinnbringend sein- Verpflichtung, irgendwie haben wir das dann wieder verworfen.

IMG_7656

Allerdings jeden Tag einen Stempel, das scheint mir gerade kein bisschen mühsam. Mit diesen „Bookplates“ wird jedes Buch ein noch schöneres Geschenk. Im Übrigen kann man sie ja auch auf alles draufkleben, wo man laut „Meins!“ schreien will. Das will doch jeder manchmal, der sich eine Wohnung mit den liebsten Menschen der Welt teilen muss.

IMG_7663

Quelle der Inspiration war wiederum dieses Buch.

Wer im Gegensatz zu mir die „jeden-Tag-Verpflichtung“ nicht gescheut hat, ist Mary Jo Hoffman. Mit dem Ergebnis, dass sie mir und vielen anderen mit Ihrem Stillblog jeden Tag einen Moment der Ruhe, der Freude und der Bewunderung schenkt. Einmal am Tag präsentiert sie ein Photo von einem Fundstück aus der Natur…wunderschön!

Girlanden für die Februargeburtstagskinder

Weihnachtskarten, Osterkarten, Valentinskarten, Geburtstagskarten…..Fehlanzeige bei uns. Dabei macht uns jede erhaltene Karte so eine Freude. Es ist doch wunderbar einen lieben Gruss aus dem Postfach zu holen, statt der üblichen Rechnungen und dem hässlichen Werbekram. Man erwartet ja schon gar nichts Gutes mehr, das ist doch schrecklich, wenn ich so darüber nachdenke.

IMG_7635

Auf dem Weg zu mehr Freude aus dem Postkasten, haben wir ein paar Girlandenstempel geschnitzt. Die „Girlandenleine“ ist schwer zu schnitzen, weil so isolierte dünne Linien beim Stempeln nicht sehr stabil sind und der Stempel auch leicht kaputt geht. Darum haben wir uns in der Folge darauf verlegt die Leine zu malen (mit Schablone für den schönen Schwung) und dann unsere Fähnchen daran zu stempeln.

IMG_7650

Weil die Dreiecksstempel nur aus dem Stempelgummi ausgeschnitten sind, also ganz fix gemacht sind, lohnt es gleich mehrere davon anzufertigen, dann muss man nicht ständig zwischen den verschiedenen Farben die Stempel waschen.

Garland Number One

Wie das kam mit den Girlanden, weiß ich nicht so recht. Als wir im Herbst ein Welcome-Banner gebastelt haben, waren die Kinder noch nicht Feuer und Flamme. Aber zur Zeit wird einfach alles aufgefädelt und aufgehängt.

IMG_7588

Blumen sind hier in Miami eigentlich sehr teuer. Weil diese Hyazinthen sogar mit Glas so überraschend günstig waren, haben wir gleich ein bisschen großzügiger zugeschlagen. Was soll ich sagen, die Hyazinthen haben zurückgeschlagen. Kennt Ihr das? Erst ist da dieser herrliche, zarte Frühlingsduft und dann wird das mehr und mehr und mehr und dann bekommt man Kopfweh davon. Einen Teil davon zu verbasteln, war also Notwehr. Man kann aus den Blüten auch Armbänder oder Serviettenringe für Frühlingsfrühstück basteln. Am nächsten Tag war die Girlande noch ganz ansehnlich, am übernächsten haben wir sie dann entsorgt.

Succulent love

Wir wollten nun endlich einmal unseren Balkon ein bisschen verschönern. Allerdings kamen die Pflanzen lange vor den Töpfen. Bis dahin mussten wir also einige Übergangswohnungen finden…IMG_7602

Ob wir das jetzt bis Ostern so lassen?

IMG_7594

Jedenfalls glaube ich, wir können uns nicht mehr von den kleinen Schönheiten trennen und für den Balkon gibt es neue…

Julia und die Handarbeit

Das ist so eine Sache mit mir und der Handarbeit. Das fing schon nicht gut an. In der Grundschule hatte ich eine Handarbeitslehrerin, die mir weniger gewogen war, als alle anderen Lehrer, mit denen ich in der Folge zu tun hatte. Das einzige, was ich von ihr bis heute behalten habe, ist der Spruch „Mädchen, die pfeifen, und Hühner, die krähen, soll man beizeiten den Hals umdrehen“. In der Folge vervollständigte meine Mutter einige meiner Werkstücke, was aufgrund ihres eigenen eingeschränkten Talents auf dem Gebiet auch nicht weiter auffiel. Noch heute erinnere ich mich mit Schaudern an ein Bild von einem Paar in Trachtengewand, eine Kreuzstichscheußlichkeit der besonderen Art. Es mangelte mir also von Anfang an, an Talent und Förderung. So glaubte ich jedenfalls.

Jahrzehnte lang führte ich in der Folge dann ein handarbeitsfreies Leben. Ich zeichne mich durch eine außerordentliche Kopflastigkeit aus und es erschien mir lange als Dummheit mit meinen Händen zu arbeiten, wenn ich doch viel weiter komme, wenn ich mein Hirn anstrenge. Wozu also Handarbeit? Nach Spitzendeckchen krähte kein Hahn und ich hätte auch nie einen selbst gestrickten Pullover angezogen (selbst, wenn jemand anderer ihn gestrickt hätte).

Mit den Kindern kam so nach und nach wieder mehr Bastelei in mein Leben. Plötzlich befreit von dem Anspruch Herausragendes produzieren zu müssen, konnte ich munter vor mich hin werkeln. Zum einen war mir schon immer jedes Mittel recht, um mich vorm Lego Spielen zu drücken, zum anderen stellte ich fest, dass man Freude auch ohne Talent haben kann. Es gibt sogar Momente, da denke ich, mein kreatives Talent ist gar nicht so klein, es war einfach mein Anspruch, der so groß war. Das verstaubte Image der Handarbeit war allerdings auch nicht hilfreich.

Aber das scheint sich zu wandeln. Die Welt ist plötzlich voller Selbermacher, voller neuer, cooler Magazine und auch wir teilen unsere Bastelfreuden fleißig mit anderen auf den Seiten der Handmade Kultur. Daneben zeichnen meine Lieblingswaldorferziehungsbücher gerne ein Bild nach, das mich glauben lässt, würde ich nur handarbeiten, dann würden sich meine Kinder friedvoll zu meinen Füssen scharren und dort in anheimelnder Atmosphäre stundenlang ohne Streit spielen. Also starte ich damit, die Stricklieseln meiner Söhne (es werden damit ausnahmslos Piratenseile produziert, falls da irgendein ewig Rückständiger lästern will) weiter zu bearbeiten, wenn sie erschöpft sind. Die gewählte wunderschöne Dochtwolle ist scheinbar keine Anfängerwolle. Jetzt erinnere ich mich wieder, dass das früher auch immer so streng war bei meinen Strickereien. Meine Finger krampfen sich um die Strickliesel, ich zerre und kämpfe. Muskeln verkrampfen sich, Knöchel treten weiß hervor, Nagellack splittert, von Entspannung keine Spur. Ich brauche Hilfe!

In unserer Schule gibt es jetzt einmal im Monat einen Nachmittag, an dem die Mütter zusammenkommen und für den nächsten Basar handarbeiten, während unsere Schulleiterin mit uns über Erziehungsfragen diskutiert. Zugegebenermaßen bei der Vorstellung musste ich zunächst, den Schock, den das prähistorische Bild eines derartigen Frauenzirkels (Ansammlungen von Frauen waren mir früher so suspekt wie Handarbeiten) in mir auslöst, erst einmal abschütteln. Aber ich lege durchaus Wert auf die Ansichten unserer Direktorin und freue mich auf das Zusammensein mit den anderen Müttern. Und wenn es sein muss, dann stricke ich halt. Kann ja nicht so schwer sein. Außerdem gibt es ja heutzutage nichts mehr, was nicht schon mal jemand auf youtube vorgemacht hat. Ich habe dort schon Erhellendes gelernt, zum streifenfreien Auftragen von Selbstbräuner, genauso wie zum Verschnüren von Rollbraten. Wird sich ja wohl das Stricken lernen lassen.

Mittlerweile ist erwiesen, wie positiv sich Handarbeiten auf das Gehirn auswirkt. Es reduziert Stress, spendet Zufriedenheit und beeinflusst bei Heranwachsenden die Vernetzung im Gehirn positiv. Ja, dann ….geh ich jetzt mal für mein Gehirn Wolle kaufen.

IMG_6616