Folgende Problemkreise, die „schimpfgefährdet“ sind, habe ich jetzt also eruiert.
1. Ich schlafe nicht genug und bin müde sehr viel schneller (ca. 4 mal so schnell) auf die Palme zu bringen.
Das war jetzt keine überraschende Erkenntnis. Allerdings ein Problem, das sich nur teilweise beheben lässt. Beide Kinder kommen normalerweise in der Nacht mit mehr oder weniger Radau in mein Bett, um dann für die restliche Nacht irgendwelche Körperteile in mich hineinzubohren. Es gab schon Nächte, in denen keiner kam (so 2 oder 3 glaub ich). Zuhause haben wir bettentechnisch mehr Ausweichmöglichkeiten, da ist das auch leichter. Fazit: Das wird schon….
Bezüglich meiner Aufstehzeiten bin ich voll in Kinderhand (zwei Kinder bedeutet doppeltes Risiko, dass einer vor 6h aufsteht).
Aber ins Bett gehen…..das hab ich jetzt mal selber in der Hand. Ich weiß, dass ich, wenn ich nach 23h einschlafen will, dann oft lange wach liege. Zwischen 22h und 23h schlafe ich hingegen viel leichter ein. Es ist nur manchmal so, dass ich halt da trotzdem nicht ins Bett gehe, z.B. weil die Kinder lange auf waren und dann gar nichts mehr vom Tage übrig bleibt. Aber ich bereue die Stunde, die ich da am Abend noch raushole, dann oft den ganzen nächsten Tag. Das scheint also kein gutes Geschäft für mich zu sein.
Strategie 1: Um 22h mache ich mich auf in Richtung Bett.
2. Hauen, Beißen, Schubsen
Gewalt gegen Familienmitglieder ist jetzt ein ganz eigenes Thema. Wie geh ich aber mit der Situation um, ohne zu schimpfen. Ich will das Thema jetzt nicht voll auffächern, weil es zu vielschichtig ist.
Aber so will ich eigentlich verfahren:
Strategie 2: Rangeleien, bei denen sich kein Kind an mich wendet, werden ignoriert.
Der Täter wird ansonsten ignoriert, das Opfer wird ohne viel Tamtam getröstet.
So….Problem ist nur, dass mich das sehr nervt und gerade Matteos Bisse unglaublich wehtun. Er spricht noch kaum und weiß sich halt oft auch nicht anders zu helfen. Auch fehlt ihm noch ganz eindeutig das Verständnis dafür, wie weh er damit andern tut. Bei ihm tut das ja nicht weh.
Mir fällt es oft schwer das im Hinterkopf zu behalten und nicht sauer zu werden.
3. Wir wollen endlich los
Was Nina hier in ihrem Kommentar beschreibt kennt wohl jeder, wir auch. Dabei muss ich sagen, dass ich da eigentlich eh schon jede Menge Strategie, bzw. günstige Umstände habe. Ich muss nämlich ganz selten irgendwo pünktlich sein.
Ich bin fast immer rechtzeitig dran und vertrödle mich selber selten.
Ich sage den Kindern rechtzeitig vorher, dass wir bald losmüssen, damit sie vorbereitet sind und nicht ihre Spielsachen von jetzt auf gleich fallenlassen müssen.
Dass lässt sich sicher noch verbessern, aber ich habe schon eine „Ich-bin-mit-den-Kindern-unterwegs“-Tasche, die immer fertig gepackt ist (also soweit möglich beim Heimkommen neu bestückt wird).
Trotzdem gibt es dieses „tausendmal-sagen-müssen“ und „der andere zieht sich wieder aus, während man den einen anzieht“ und vom „Handschuhdrama“ will ich gar nicht anfangen…..wie gesagt meistens hab ich es ja gar nicht schrecklich eilig, ich will nur jetzt endlich los. Ich muss da ein bisschen rumprobieren. Entweder ich versuche es mal mit „Ich geh schon mal raus“, um ihnen Beine zu machen. Wenn ich da aber dann warte und ärgerlich werde, ist nicht so viel gewonnen. Oder ich mache einfach so lange kleine „Erledigungen“, während ich warte, dass ich mich nicht ärgern muss. Da besteht aber dann die Gefahr, dass den Kindern nicht so klar wird, dass ich wirklich los will. Trial and error…..
4. Die Kinder malen mit ihrem Essen
Strategie 4: Essen kommt weg. Es gibt eine zweite Chance. Wird weiter gemalt, wird das Essen weggeschmissen. Kommt ganz ohne ein Wort aus, diese Strategie.
5. Ich fühl mich wie ein Möbelstück.
Die Kinder steigen oft auf mir rum, als wäre ich ein Möbelstück. Das nervt mich unheimlich. Ich weiß nicht, ob das bei Buben besonders schlimm ist. Johannes macht das z.B. viel weniger aus, aber ich hasse das. Die Kinder verstehen das aber auch nicht.
Strategie 5: Aufstehen und weggehen….und sich nie mehr irgendwo hinsetzen….hier fällt mir noch nicht wirklich was ein. Vielleicht versuche ich es auch hier mal mit 5 Minuten kuscheln und kitzeln, vielleicht lassen sie dann eher von mir ab.
6. Grundsätzliche Erwägungen:
- Oft entgleitet mir eine Situation, weil die Kinder Aufmerksamkeit wollen, ich aber etwas anderes machen will. Ich versuche jetzt mal mich ihnen konsequent zuzuwenden, wenn sie was von mir wollen, um rauszufinden, ob ich damit nicht besser fahre, weil ich dann nach 5 min. mit meinem Zeug weitermachen kann und die Kinder zufrieden sind, statt dass wir eine halbe Stunde rumstreiten.
- Leo meckert gerne mal über Dinge, die ich gar nicht ändern kann (die Sonne scheint, es ist kalt, im Auto ist man angeschnallt). Statt ihn anzumeckern, dass man das nicht ändern kann, wäre es sicher besser, ihm zu signalisieren, dass ich sein Unbehagen verstehe, vielleicht sogar teile, es aber leider nicht ändern kann. „Ich wünschte ich könnte zaubern, dann würde ich….“ oder ich versuch es mal mit einem Zauberspruch…..manchmal hilft aber auch erst mal ignorieren.
- Ich schimpfe weniger bei klassischer Musik. Ob es mich einfach beruhigt, oder ich mir dann so sophisticated vorkomme, dass das Schimpfen nicht dazu passt, weiß ich nicht, aber Hauptsache es wirkt. Auch wollte ich mir immer schon mal ein persönliches Album mit Songs, die mir gute Laune machen, basteln. Das wäre sicher auch ganz hilfreich. Singen allgemein hilft mir machmal mich von der Situation zu distanzieren. Die Nervereien der Kinder nehme ich dann oft nicht so persönlich.
- Sätze mit „immer“, „nie“, „wieder“ sind meistens daneben. Unzulässig ist auch der Hinweis auf den Bruder, der das gerade so schön macht.
- Insgesamt rede ich viel zu viel in solchen Situationen. Also: 1.Ansage, was zu tun ist, 2. Ende der Ansage, 3. Handlungen, die das unterbinden, was unerwünscht ist.
Mal sehen, was die nächste Woche bringt.