Schimpfevogel Tag 3

Matteo macht um 3h und um 5h ein Mordsgeschrei wegen…ich weiß es nicht. Er schreit und haut mich (weil ich nicht kapiere, was er will). Ich stehe auf und gehe. Irgendwann kriegt er sich ein und wir schlafen weiter. Insgesamt ist die Nacht aber gottseidank lang genug, so dass die Unterbrechungen zu verschmerzen sind.

Beim Aufstehen will Leo nicht allein die Treppe heruntergehen. Ich will ihn nicht tragen. Ich habe ohnehin Rückenschmerzen und muss ihn heute noch oft genug herumtragen (muss ich mich hier rechtfertigen oder was?). Jedenfalls sitzt er oben an der Treppe und heult 15 min. herum als ob ich ihn am Straßenrand ausgesetzt hätte.
Johannes schafft es dann beim zweiten Versuch ihn herunterzuholen. Ich habe gar keine Mühe ihn sitzenzulassen. Ich könnte ihn holen, das hieße aber, dass ich ihn dann anmeckere. Eigentlich ärgere ich mich, dass er so hartnäckig ist und nicht irgendwann aufgibt………….
Diese Hartnäckigkeit hat er leider nicht von mir geerbt ;-). Im Grunde genommen wünsche ich mir Kinder, die nicht beim kleinsten Widerstand aufgeben. Vielleicht versuche ich daran zu denken, wenn mir die ewige Meckerei wegen irgendwas auf die Nerven geht und ich mir wünsche, dass die Kinder sich endlich damit abfinden, dass sie irgendetwas nicht bekommen.

……wir gehen los zum Spielplatz. Leo will zuhause bleiben. Einer (oder der andere) will nicht hin und der andere (oder der eine) will dann nicht heim. Ich gehe einfach, er meckert die ganze Zeit wie eine Ziege. Ich versuche mir eine kleine Ziege vorzustellen und ihn nicht anzumeckern, weil er dauernd meckert. In der Garage wie immer Geschrei, wer den Knopf für das Garagentor öffnen darf. Leo darf jetzt aufmachen, Matteo dann beim Heimkommen zu. Matteo bekommt dafür jetzt ein Tictac, Leo schreit, weil er auch eins will. Matteo schreit, weil er noch eins will. Ich fahre los. Draußen fährt ein Bagger vorbei. Das Geschrei verstirbt augenblicklich. Der Verkehr hier wird mir zuhause wirklich fehlen!

Am Abend sind wir wie meistens unterwegs. Beim Heimgehen meckert Matteo aus Gründen, die nur ihm sonnenklar sind. Für alle anderen ist es mal wieder das große Rätselraten, warum er ein Geschrei macht. Der Alkohol nach dem Abendessen lässt mich vieles gelassener nehmen. Wie meine kleine Schwester einmal sagte: Also, wenn ich Kinder hätte würde ich mit dem Rauchen aufhören, aber ich würde dann Alkoholiker werden.

Gelassen ohne Alkohol…..ich sollte mehr meditieren….

Schimpfevogel Tag 2

Die Nacht war wesentlich besser und ich fühle mich gerüstet für einen neuen Tag. Ich hoffe jetzt eigentlich, dass was passiert, damit ich auch was zu berichten habe…ist ja blöd zu sagen, „ich habe den ganzen Tag nicht geschimpft“, wenn es gar keine heiklen Situationen gab.

Aber bereits jetzt dämmert mir bei dem Vergleich zwischen gestern und heute: „If Mama Ain’t Happy, Ain’t Nobody Happy“. Ist ja nun nicht so neu die Erkenntnis, selbst mir nicht. Aber Egoismus aus Altruismus ist unter Müttern halt meist nicht so verbreitet, wie er sein sollte. Aber darum geht es ja gerade beim Happiness Project, herauszufinden, was dazu beiträgt, dass es mir gut geht.

Was ich auch feststelle ist, dass ich zu oft von den Kindern (aber auch von Johannes) erwarte, dass sie meine Grenzen anerkennen, ohne dass ich sie ihnen aufzeigen muss. Das ist aber von Kindern zu viel verlangt (ok wohl auch von Männern, die keine Hellseherzusatzqualifikation aufweisen). Aber wie deutlich und detailliert man diese Grenzen abstecken muss, vergesse ich doch immer wieder.

Problematisch ist bei mir auch manchmal, dass ich den Kindern etwas erlaube, auf das ich eigentlich so gar keine Lust habe. Wie die meisten Kinder wollen auch unsere immer mehr….also z.B. noch eine weitere Zutat für die bereits seltsam riechende Suppe, um die ich schon seit Tagen herumschleiche, mich aber nicht traue sie wegzuschütten, weil mir moralische Bedenken und die Angst vor dem folgenden Tobsuchtsanfall den Weg versperren.
Mit dieser weiteren Zutat ist dann also mein Limit bereits überschritten und jedes weitere Ansinnen empfinde ich dann -für das Kind natürlich völlig undurchsichtig- als Zumutung.

Ist ja auch so eine Lebensweisheit: Wenn man etwas tut, dann ohne meckern. Wenn man meckern muss, soll man’s sein lassen.

Es gab jetzt nix berichtenswertes mehr….ich sollte wohl jeden zukünftigen Tag aufschreiben, warum ich geschimpft habe, das scheint die beste Methode gegen die Schimpferei zu sein.

Schimpfevogel Tag 1

Es ist 3.54h. Matteo macht Geschrei. Er will eine Flasche. Er schreit weiter. Leo liegt da, wo er liegen will. Er schreit weiter. Die Flasche ist ihm zu warm. Er schreit weiter. Er will eine frische Windel. Während er seine Flasche trinkt und noch eine halbe Stunde danach, will er an mir herum zupfen. Er ist endlich eingeschlafen. Leo wird wach und fängt an zu meckern. Ich schimpfe nicht, ich meckere nicht, ich tue, was getan werden muss. Ich will hier weg………

Ich bin müde, ich bin grantig, können wir das mit der schimpffreien Woche nicht verschieben?

Alle hier beschriebenen Situationen treten auf….ich bin müde, meine Schulter schmerzt….ich schimpfe nicht….normalerweise würde ich schimpfen…aber die Tatsache, dass ich gerade darauf achte, scheint das Schimpfen zu unterbinden.

Allerdings beißt mich Matteo einmal aus lauter Übermut so schlimm, dass ich ihm fast eine runtergehauen hätte, nur damit er aufhört. Er verbeißt sich dabei derart, dass man ihn richtig abschütteln muss. Während er 1 min. später fröhlich weiter springt, spüre ich seinen Biss noch eine halbe Stunde später.

Insgesamt war es sicher kein besonders gelungener Tag, auch wenn ich nicht geschimpft habe. Aber mit nur 4 Stunden Schlaf, waren jetzt keine Highlights zu erwarten. Er wäre sicher noch unbefriedigender gewesen, wenn ich noch dazu geschimpft hätte.

Was die kommende Nacht angeht: Neues Spiel, neues Glück……

Schimpfevogel (Strategische Erwägungen)

Folgende Problemkreise, die „schimpfgefährdet“ sind, habe ich jetzt also eruiert.

1. Ich schlafe nicht genug und bin müde sehr viel schneller (ca. 4 mal so schnell) auf die Palme zu bringen.

Das war jetzt keine überraschende Erkenntnis. Allerdings ein Problem, das sich nur teilweise beheben lässt. Beide Kinder kommen normalerweise in der Nacht mit mehr oder weniger Radau in mein Bett, um dann für die restliche Nacht irgendwelche Körperteile in mich hineinzubohren. Es gab schon Nächte, in denen keiner kam (so 2 oder 3 glaub ich). Zuhause haben wir bettentechnisch mehr Ausweichmöglichkeiten, da ist das auch leichter. Fazit: Das wird schon….

Bezüglich meiner Aufstehzeiten bin ich voll in Kinderhand (zwei Kinder bedeutet doppeltes Risiko, dass einer vor 6h aufsteht).
Aber ins Bett gehen…..das hab ich jetzt mal selber in der Hand. Ich weiß, dass ich, wenn ich nach 23h einschlafen will, dann oft lange wach liege. Zwischen 22h und 23h schlafe ich hingegen viel leichter ein. Es ist nur manchmal so, dass ich halt da trotzdem nicht ins Bett gehe, z.B. weil die Kinder lange auf waren und dann gar nichts mehr vom Tage übrig bleibt. Aber ich bereue die Stunde, die ich da am Abend noch raushole, dann oft den ganzen nächsten Tag. Das scheint also kein gutes Geschäft für mich zu sein.

Strategie 1: Um 22h mache ich mich auf in Richtung Bett.

2. Hauen, Beißen, Schubsen

Gewalt gegen Familienmitglieder ist jetzt ein ganz eigenes Thema. Wie geh ich aber mit der Situation um, ohne zu schimpfen. Ich will das Thema jetzt nicht voll auffächern, weil es zu vielschichtig ist.

Aber so will ich eigentlich verfahren:

Strategie 2: Rangeleien, bei denen sich kein Kind an mich wendet, werden ignoriert.
                  Der Täter wird ansonsten ignoriert, das Opfer wird ohne viel Tamtam getröstet.

So….Problem ist nur, dass mich das sehr nervt und gerade Matteos Bisse unglaublich wehtun. Er spricht noch kaum und weiß sich halt oft auch nicht anders zu helfen. Auch fehlt ihm noch ganz eindeutig das Verständnis dafür, wie weh er damit andern tut. Bei ihm tut das ja nicht weh.
Mir fällt es oft schwer das im Hinterkopf zu behalten und nicht sauer zu werden.

3. Wir wollen endlich los

Was Nina hier in ihrem Kommentar beschreibt kennt wohl jeder, wir auch.  Dabei muss ich sagen, dass ich da eigentlich eh schon jede Menge Strategie, bzw. günstige Umstände habe. Ich muss nämlich ganz selten irgendwo pünktlich sein.
Ich bin fast immer rechtzeitig dran und vertrödle mich selber selten.
Ich sage den Kindern rechtzeitig vorher, dass wir bald losmüssen, damit sie vorbereitet sind und nicht ihre Spielsachen von jetzt auf gleich fallenlassen müssen.
Dass lässt sich sicher noch verbessern, aber ich habe schon eine „Ich-bin-mit-den-Kindern-unterwegs“-Tasche, die immer fertig gepackt ist (also soweit möglich beim Heimkommen neu bestückt wird).

Trotzdem gibt es dieses „tausendmal-sagen-müssen“ und „der andere zieht sich wieder aus, während man den einen anzieht“ und vom „Handschuhdrama“ will ich gar nicht anfangen…..wie gesagt meistens hab ich es ja gar nicht schrecklich eilig, ich will nur jetzt endlich los. Ich muss da ein bisschen rumprobieren. Entweder ich versuche es mal mit „Ich geh schon mal raus“, um ihnen Beine zu machen. Wenn ich da aber dann warte und ärgerlich werde, ist nicht so viel gewonnen. Oder ich mache einfach so lange kleine „Erledigungen“, während ich warte, dass ich mich nicht ärgern muss. Da besteht aber dann die Gefahr, dass den Kindern nicht so klar wird, dass ich wirklich los will. Trial and error…..

4. Die Kinder malen mit ihrem Essen

Strategie 4: Essen kommt weg. Es gibt eine zweite Chance. Wird weiter gemalt, wird das Essen weggeschmissen. Kommt ganz ohne ein Wort aus, diese Strategie.

5. Ich fühl mich wie ein Möbelstück.

Die Kinder steigen oft auf mir rum, als wäre ich ein Möbelstück. Das nervt mich unheimlich. Ich weiß nicht, ob das bei Buben besonders schlimm ist. Johannes macht das z.B. viel weniger aus, aber ich hasse das. Die Kinder verstehen das aber auch nicht.

Strategie 5: Aufstehen und weggehen….und sich nie mehr irgendwo hinsetzen….hier fällt mir noch nicht wirklich was ein. Vielleicht versuche ich es auch hier mal mit 5 Minuten kuscheln und kitzeln, vielleicht lassen sie dann eher von mir ab.

6. Grundsätzliche Erwägungen:

  • Oft entgleitet mir eine Situation, weil die Kinder Aufmerksamkeit wollen, ich aber etwas anderes machen will. Ich versuche jetzt mal mich ihnen konsequent zuzuwenden, wenn sie was von mir wollen, um rauszufinden, ob ich damit nicht besser fahre, weil ich dann nach 5 min. mit meinem Zeug weitermachen kann und die Kinder zufrieden sind, statt dass wir eine halbe Stunde rumstreiten.
  • Leo meckert gerne mal über Dinge, die ich gar nicht ändern kann (die Sonne scheint, es ist kalt, im Auto ist man angeschnallt). Statt ihn anzumeckern, dass man das nicht ändern kann, wäre es sicher besser, ihm zu signalisieren, dass ich sein Unbehagen verstehe, vielleicht sogar teile, es aber leider nicht ändern kann. „Ich wünschte ich könnte zaubern, dann würde ich….“ oder ich versuch es mal mit einem Zauberspruch…..manchmal hilft aber auch erst mal ignorieren.
  • Ich schimpfe weniger bei klassischer Musik. Ob es mich einfach beruhigt, oder ich mir dann so sophisticated vorkomme, dass das Schimpfen nicht dazu passt, weiß ich nicht, aber Hauptsache es wirkt. Auch wollte ich mir immer schon mal ein persönliches Album mit Songs, die mir gute Laune machen, basteln. Das wäre sicher auch ganz hilfreich. Singen allgemein hilft mir machmal mich von der Situation zu distanzieren. Die Nervereien der Kinder nehme ich dann oft nicht so persönlich.
  • Sätze mit „immer“, „nie“, „wieder“ sind meistens daneben. Unzulässig ist auch der Hinweis auf den Bruder, der das gerade so schön macht.
  • Insgesamt rede ich viel zu viel in solchen Situationen. Also: 1.Ansage, was zu tun ist, 2. Ende der Ansage, 3. Handlungen, die das unterbinden, was unerwünscht ist. 
Mal sehen, was die nächste Woche bringt.

Schlafhöhle

Weil die Kinder gerne nah bei uns schlafen und das zweite Zimmer so als Gäste- und Arbeitszimmer frei bleibt, sperren wir sie zum Schlafen in den Schrank….also ich finde das klingt jetzt schlimmer, als es ist….außerdem hat selbst Harry Potter seine frühe Kindheit im Schrank verbracht und aus dem ist auch noch was geworden…..allerdings halten uns einige Handwerker/Besucher, die wir hatten, deshalb für echte Rabeneltern.

Auch zuhause schlafen die Kinder in einem Zimmer. Oft bring ich sie allein ins Bett und sie gehen auch mehr oder weniger zur gleichen Zeit ins Bett. Ein Zimmer ist da einfach praktikabler. Auch sollen Geschwister, die sich ein Zimmer teilen, eine innigere Beziehung zueinander aufbauen und weniger streiten….also da spreche ich jetzt aber nicht aus persönlicher Erfahrung…obwohl gerade spielen sie seit ca. 20 min ohne zu streiten….das ist unser neuer Rekord!!!jippi!